Sportschulen sind Schulen fürs Leben
Der von Programmchef Rolf Kaiser lancierte erste Sport-Talk des Panathlon-Clubs Olten-Zofingen rückte im Hotel Arte in Olten Sportschulen in den Fokus. Neben dem obligatorischen und dem freiwilligen Schulsport bilden sie das dritte Standbein der schulischen Sportförderung in der Schweiz. Sportschulen haben in den letzten 20 Jahren mit unterschiedlichen Fördermodellen in der Schweiz an Boden gewonnen. Am ersten Sport-Talk gab nun mit Hans Höhener der Gründervater darüber Auskunft, wie die Sportschule Appenzellerland zu internationalem Renommee gelangte. «Heute dürfen wir es wagen zu sagen, dass aus dem Appenzellerland Weltklasse hervorgegangen ist», meinte der frühere Ausserrhoder Erziehungsdirektor. Der aktuelle Siebenkampf-Hallenweltmeister Simon Ehammer ist das Aushängeschild der seit 2005 kontinuierlich grösser gewordenen Marke Sport Appenzellerland, die mittlerweile unter dem Dach einer nicht gewinnorientierten AG die eigentliche Sportschule, ein Leistungszentrum und eine Sportförderstiftung vereint. «Wir sind mit Simon gewachsen und haben viel mit ihm gelernt», unterstrich Hans Höhener. Im Leistungszentrum sind neben der Leichtathletik 30 weitere Sportarten mit aktuell 160 Athletinnen und Athleten beheimatet. Talente können dort ihr Hobby zum Beruf machen. Auf Mandatsbasis können sich auch Vereine für das Athletiktraining einkaufen und entdecken dort zum Beispiel, wie ein seriös geplantes und betreutes Krafttraining die eigene Leistungsfähigkeit steigert.
24 WM-, 26-EM und 849 SM-Medaillen gehen unterdessen auf das Wirken von Appenzellerland Sport zurück. Die Keimzelle des Erfolgslabors ist die Sportschule, die von einst 9 auf 82 Schülerinnen und Schüler gewachsen ist. Erst 2023 hat sie nach langem Kampf das Label von Swiss Olympic erhalten, das für sie wegen der darauf basierenden Kostengutsprachen der auswärtigen Gemeinden für das Schulgeld lebenswichtig ist. Eine wertvolle Unterstützung zur Anerkennung hat dabei Jost Hammer, der Leiter der Sportfachstelle Solothurn geleistet. Kompliziert hat sich der ganze Prozess unter anderem dadurch, dass die Sportschule auf verschiedenen Stufen mit verschiedensten Partnerschulen zusammenarbeitet, die alle die Anforderungen erfüllen mussten.
Die Absolventen der Sportschule Appenzellerland, die eine lokale oder regionale Talentcard besitzen müssen, besuchen nämlich allesamt Regelklassen. Dabei haben sie, ob in der Sekundarschule, im Gymi oder in der Berufsschule, je individuelle, nach Sportart verschiedene Stundenpläne, welche im Vorfeld ganz viele Absprachen benötigen. Neben dem Fachlichen liegt der Fokus immer auch auf der Sozialkompetenz, medizinischer Betreuung, Ernährung und Mentaltraining, so dass aus der Sportschule eine eigentliche Lebensschule wird. Selbst Athleten, die irgendwann ihre Sportkarriere abbrächen, schätzten den Impuls, den sie so für ein motiviertes Berufsleben erhalten hätten, sagte Hans Höhener.
Im Anschluss an dessen Referat verfolgten 65 Mitglieder und Gäste die von Stefan Ruf, dem Präsidenten des Panathlon-Clubs Olten-Zofingen, geleitete Podiumsdiskussion, an der auch andere Modelle von Sportschulen zur Geltung kamen. Roland Richner zeigte sich überzeugt, dass sich die Investitionen in junge, leistungswillige Leute lohnen. «Der Sport formt Persönlichkeiten, die für unsere Gesellschaft wichtig sind», betonte der Technische Direktor der seit 2010 weiterentwickelten Sports Academy Solothurn. Sie arbeitet unterdessen mit 16 Sportpartnern und drei Ausbildungsstandorten zusammen. Dazu zählen die Sonderklassen Sport und Kultur an der Kanti Solothurn sowie die Talentförderklassen an der Sekundarschule Solothurn und bald auch Olten, in die Leiter Walter Fürst einen Einblick gewährte. Diese stehen ebenfalls Talenten in den Bereichen Musik, Kunst und Theater offen. Christian Koch äusserte sich als Leiter der Sektion Sport beim Kanton Aargau zum jährlichen Schulgeld von 20 000 Franken für einen auswärtigen Besuch einer Sportschule. «Wir gewähren bei einer nationalen Talentcard freie Schulwahl.» Das Label von Swiss Olympic garantiere bei der Finanzierung, dass auch die Leistungsbereitschaft und die Qualität allseits stimmten.
Zur Förderung von talentierten Nachwuchs-Athletinnen und -Athleten aus der Region will auch der Panathlon-Club Olten-Zofingen stets einen Beitrag leisten. Deshalb verlieh er im Rahmen des Sport-Talks der Schützin Larissa Donatiello (Gretzenbach), welche zu ihrer Sekundarschulzeit gerne den Weg an die Talentförderklasse Solothurn auf sich nahm, und dem Zehnkämpfer Lionel Brügger (Brittnau) die diesjährigen Förderpreise als Patenathleten. Vizepräsidentin Silvia Wilhelm bedachte seitens des Panathlon-Clubs Olten-Zofingen auch deren anwesende Eltern mit einer Rose. Denn deren Engagement für die Nachwuchsförderung gehe nämlich oft vergessen.